Als Tierhalter war ich die letzten Jahren immer wieder Kritik ausgesetzt, wie ich fühlende Lebewesen so halten und zum Schluss töten und esse kann. Diesen scheinbaren Konflikt, so sagte man mir, hätte ein Vegetarier nicht.
Nun habe ich mal gehört, dass Pflanzen auch Schmerz „empfinden“ und sogar miteinander kommunizieren können. Und tatsächlich, finde ich Erklärungen:
nationalgeographic.de/die-sinne-der-pflanzen
Schlüsselsatz daraus: Die von uns postulierte Kluft zwischen Tieren – beweglich, empfindsam, mit einem Hirn begabt – und den bewusstlos „vegetierenden“ Gewächsen schließt sich zunehmend.
Pflanzen, so glaubt eine Reihe von Forschern heute, sind nicht nur intelligent wie Tiere. Sie haben, wie diese, ein Interesse an ihrer eigenen Existenz, die sie mit allen Mitteln bewahren wollen. Sie haben einen Standpunkt, eine Perspektive und reagieren unmittelbar auf das, was ihnen zustößt.
Mit dieser Erkenntnis ist der moralische Konflikt (darf ich Tiere essen) auch auf Pflanzen ausgeweitet – oder auch nicht. Denn die Anerkennung, dass – egal was wir tun oder wie wir uns verhalten: alleine unsere bloße Existenz auf der Erde hat zwangsläufig immer eine Auswirkung auf unsere Umgebung und auf andere Spezies.
bauerwilli.com/darf-man-tiere-toeten-eine-flexible-moral
bauerwilli.com/kaempft-der-bauer-gegen-die-natur
Diese Erkenntnis ist wohl der urbanen Bevölkerung mangels direkter Naturerfahrungen abhanden gekommen. Abgenabelt von der Erzeugung und den Widrigkeiten der Natur, wägt sie sich durch die gesicherte Nahrungsversorgung in einer „heilen“ Welt. In einer virtuellen Welt ohne Schmerz fehlen die Erfahrungen des „fressen oder gefressen werden“. Dieser Konflikt ist aber einem Landwirt in seiner Tätigkeit allgegenwärtig. Zum Beispiel, wenn er sich entscheidet, seine Pflanzen vor Schädlingen oder seine Tiere vor Krankheiten zu schützen. Letztendlich weiß der Landwirt, dass es in der Natur immer darum geht, dass eine Spezies seinen Lebensraum auf Kosten einer anderen ausdehnen möchte. Denn die Population erhöht sich solange, bis es an Grenzen stößt, also wenn es
- die Ressourcen, und damit die eigene Nahrungsgrundlage aufgebraucht hat, oder
- selber als „Wirtstier“ für Viren, Bakterien interessant wurde und durch Krankheiten dezimiert wurde.
- in der Nahrungskette weiter unten steht.
- durch andere Spezies im ständigen Wettbewerb mal unterliegt oder obsiegt.
- eine win-win Situation, also Symbiose eingeht.
Aber aus „Vernunft“ wird keine Spezies Rücksicht nehmen und anderen Spezies den Lebensraum überlassen – da wären wir Menschen wohl die einzigen und damit auch einzigartig – von Gott gewollt.